Public Health Leadership Training
Public Health Leadership Training auf dem Sub-regional Training 2016 Netherlands
Bericht von Amelie Hofmann
Bundeskoordinatorin für Public Health 2016/17
Tag 1
Der Workshop wurde mit der Bestimmung der jeweiligen Leadership-Typen bestimmt (basierend auf der Art, wie mensch arbeitet, denkt, Prioritäten setzt). Anschließend erfolgte eine Einteilung in permanente Gruppen, die jeweils aus allen Leadership-Typen zusammengewürfelt wurden um somit die verschiedenen Arbeitsweisen kennen zu lernen. Dann gingen wir dazu über, in unserer Primary Healthcare-Gruppe (PHC – der andere Track war Antimicrobial Resistance, wofür wir im Vorfeld eingeteilt wurden), was genau unter PHC verstanden wird und befassten uns kurz mit dessen Geschichte und den sozialen Veränderungen in der Gesellschaft der letzten 25 Jahre. In der gesamten PHLT-Gruppe lernten wir, das BIO-Feedback umzusetzen. Nach einer Kaffeepause gab es eine sehr theorielastige Einheit zum Wesen der Kommunikation ohne nennenswerten Outcome. Im Anschluss daran sahen wir uns einige erfolgreiche öffentliche Redner der Geschichte an, darunter auch Adolf Hitler, und analysierten, was die Redner so erfolgreich gemacht hatte.
Der Abend wurde vom Themenevent HABITAT III bestimmt. Es nahm Bezug auf eine UN-Konferenz über Wohnen und nachhaltige Entwicklung, die erst kürzlich stattgefunden hatte. Die Moderatorin des Abends, Lisanne Veling von IFMSA-NL, gab einen prägnanten Überblick über die Thematik, anschließend referierte Leendert van Bree über gesundes urbanes Leben. Die nächste Rednerin sprach über Urban Design und zum Abschluss trat ein sehr engagierter junger Biologiestudent auf, Daniel Al-Balushi, der mit 18 Jahren schon Junior-Parlamentarier ist und erfrischende, idealistische Gedanken sowie viele Vorhaben auf.
Tag 2
Der zweite Tag wurde mit einer Einheit zu Advocacy eingeleitet, in der wir uns damit beschäftigten, wie man sein Anliegen ranghohen Personen wie z. B. seinem Dekan darstellen und überzeugen kann. Die verschiedenen Arten von Advocacy wurden zu ausführlich durchgenommen, der praktische Anteil fiel dadurch etwas kurz aus, war dafür nützlich, das Gelernte in die Tat umzusetzen: Man sei in einem Aufzug und habe exakt drei Minuten Zeit, um dem Dekan/Gesundheitsminister etc. sein Anliegen vorzutragen und von sich zu überzeugen.
Die Einheit am Nachmittag war die wohl am meisten inspirierende und wichtigste für mich. Zu sechst übten wir mit der SCOPH-D Ella Public Speaking in einem safe room, indem wir spontan kurze Reden halten sollten, dabei gefilmt wurden und das Video im Anschluss daran analysierten.
Nach der Pause setzten wir uns mit der Planung von Aktivitäten auseinander (identify an issue à needs assessment à define a vision à Golden Circle à Goals & Objectives [SMART] à time plan à risk management à task division à evaluation). Dies hatten wir im Lauf des Tages und Abends für ein eigenes, selbstgewähltes Projekt umzusetzen. Unser permanentes Team gründete das „Movement against Obesity“, für das wir o. g. Schritte vollzogen, ein Werbeplakat gestalteten und ein Werbevideo drehten. Nach der eigentlichen Einheit bekamen wir das große und sehr benötigte Geschenk der längeren PAUSE. Die Vorbereitung unseres Projektes nahm daraufhin den gesamten Abend ein.
Bevor wir in die Projektplanung übergingen, behandelten wir noch das Kampagnenmanagement. Da dieses aus Zeitgründen leider im fast-forward-Modus stattfand und ich reichlich übermüdet sowie überhäuft von vorherigen Einheiten ohne ausreichende Pause war, konnte ich aus dieser Einheit nichts mitnehmen, obwohl sie inhaltlich sehr gut.
Tag 3
Wieder in der PHC-Gruppe, befassten wir uns mit Screening laut WHO-Kriterien. Bezogen auf Beispielfälle, sollten wir in unseren permanenten Gruppen entscheiden, ob ein Screening für eine bestimmte Krankheit anzuordnen wäre. Diese Einheit gefiel uns allen sehr gut, da sie praxisbezogen und interaktiv gestaltet war.
In der Großgruppe beschäftigten wir uns dann noch damit, wie man mit schwierigen Persönlichkeiten umgehen kann. Die dafür verwendete Graphik (gleich dem Modell, welche Muskeln für Kieferöffnung/-schluss sowie Pro- und Retrusion zuständig sind, falls Ihr das kennt) war ein interessantes Konzept, um es richtig verständlich zu machen, hätte es jedoch etwas anwendungsbezogener sein sollen. Es ging letztlich darum, ein Gleichgewicht zu finden zwischen Menschen, die entweder sehr aufgaben- oder sehr menschenorientiert sind (Aufmerksamkeitslevel) bzw. zwischen passiven vs. Aggressiven Menschen. Der Mittelpunkt dieser vier Gegensätze stellte dann die Kooperationszone dar, in der auf jeden Stil Rücksicht genommen wird. Das Konfliktmanagement wurde leider nur in der Theorie heruntergerattert und brachte uns Teilnehmer_innen somit null Mehrwert.
Am Nachmittag erkundeten wir den Begriff Kultur mittels einer Form von Speeddating – mit dieser Methode sollten wir kulturelle Gemeinsamkeiten feststellen – und analysierten, was eigentlich alles darunter fällt aber wie ein Eisberg unsichtbar unter der Oberfläche zu schlummern scheint. Ein interessantes Experiment war, dass wir unsere jeweilige unterschiedliche Wahrnehmung bedingt durch unsere vielfältigen kulturellen Hintergründe offenbar werden ließen, indem wir die Augen schließen sollten und wenn wir eine Minute für verstrichen hielten, sie wieder öffnen sollten. Mit meinem deutschen Hintergrund öffnete ich die Augen nach 57 Sekunden, eine andere Teilnehmerin aus Nigeria setzte den Rekord mit 1:30 Minuten.
Dann gestalteten wir die nächste Stunde selbst, indem wir uns in der PHC-Gruppe gegenseitig die jeweiligen PHC-Systeme unserer Herkunftsländer erklärten. Für mich war dies eine der besten Einheiten, da jede_r Teilnehmer_in seine persönliche Geschichte bzw. Note in die Einheit hineingab und rege zu den einzelnen Systemen nachgefragt wurde, das machte die Session zu einem besonderen Moment – wie gesagt, für mich geht nichts über persönlichen Austausch, den wir an dieser Stelle als Methode für den Workshop verwendeten – extrem einfach, aber enorm wirkungsvoll und erfolgreich!
Der vorletzte Zeitslot stand uns zur Verfügung, um in selbstgebildeten Gruppen die Planung unseres nächsten realen Workshops/Projekts/Kampagne zu Hause anzugehen.
Das PHLT fand seinen Abschluss mit Feedbacken, einander persönliche Nachrichten schreiben, Schweizer Schokolade und einer Gruppenumarmung :)
