Worum geht es?
Das Praktische Jahr (PJ) ist das letzte Jahr des Medizinstudiums und soll nach zehn theoriebetonten Semestern auf den praktischen Berufsalltag vorbereiten. Jedoch sind die Bedingungen im praktischen Jahr in einigen grundlegenden Punkten verbesserungswürdig. So werden Studierende nicht nur unzureichend angeleitet und unterrichtet, auch besteht keine Möglichkeit sich offiziell krankzumelden. Hinzu kommt, dass viele Studierende für ihre Vollzeittätigkeit im Praktischen Jahr gar keine oder eine derart geringe Aufwandsentschädigung erhalten, dass sie nicht einmal ihre Miete bezahlen können. Diese enorme Belastung vieler motivierter Studierender kann Patient*innen gefährden und die Gesundheit der zukünftigen Ärzt*innen erheblich beeinträchtigen. So leiden ca. 20 – 35 % der Studierenden im Praktischen Jahr an Burn-Out [1,2].
Eine gute Vorbereitung auf den Berufsalltag darf kein Privileg sein und erst recht keine Zeit, die geprägt ist von existentiellen Sorgen, in welcher man unter anderem nicht einmal die Zeit hat, krank zu sein.
Selbst die motiviertesten Studierenden brauchen – zusätzlich zu ihrem Engagement – geeignete Rahmenbedingungen, um die Ärzt*innen zu werden, die das Gesundheitssystem braucht!
Dafür fordern wir:
- Das Recht, sich krankzumelden durch die Trennung von Krankheits- und Fehltagen in der Approbationsordnung, der Verordnung, die die Rahmenbedingungen des Medizinstudiums bestimmt.
- Eine qualitativ hochwertige Ausbildung! Mentoring, Betreuung und Lehrveranstaltungen, wie in den Entwürfen der Approbationsordnung vorgesehen, müssen zeitnah umgesetzt werden.
- Viele PJ-Studierende können von der Vollzeittätigkeit im Krankenhaus nicht leben. Es ist unerlässlich, dass den Studierenden eine für Grundbedürfnisse ausreichende Aufwandsentschädigung gewährt wird. Daher fordern wir eine bundesweite Aufwandsentschädigung mindestens in Höhe des BAföG-Höchstsatzes.
- Einen Mindestabstand von vier Wochen zwischen dem Ende des Praktischen Jahres und dem dritten Staatsexamen, der Abschlussprüfung des Medizinstudiums, denn auf das Staatsexamen vorbereiten geht nicht zwischen Tür und Angel!
Gemeinsam mit euch haben wir am 19.07. mit bundesweit 13 Demonstrationen und unzähligen Infoständen für bessere Bedingungen im Praktischen Jahr gekämpft. Dabei haben am 19.07. bundesweit 4.200 Medizinstudierende für eine faires PJ demonstriert. Außerdem haben wir eine Petition mit den obigen Forderungen ins Leben gerufen, die bereits 80.000 Unterschriften erreicht hat. Wenn wir es schaffen 100.000 Unterschriften zu erreichen, können wir die Petition und damit unsere Forderungen für ein fairesPJ unter anderem dem Bundesministerium für Gesundheit übergeben, dabei diskutieren und damit den über 105.000 Medizinstudierenden in Deutschland ihre verdiente Stimme verschaffen. Überzeuge eine weitere Person, die Petition zu unterzeichnen und leiste so einen enorm wichtigen Beitrag für ein faires PJ. Diese ist über den Button ganz oben oder www.openpetition.de/!fairespj2023 erreichbar. Für weitere Informationen wende dich direkt an deine Fachschaft!
Bereits 2019 konnten wir mit über 100.000 Unterschriften einiges für eines besseres PJ bewegen (www.openpetiton.de/!fairespj) – Lasst uns gemeinsam noch einmal die Stimme für ein besseres PJ erheben!
Was und Wo?
Der Aktionstag hat am 19.07. stattfinden. Dabei sind bundesweit 4.200 Menschen an insgesamt 13 Standorten für bessere Bedingungen im Praktischen Jahr auf die Straße gegangen. An unzähligen weiteren Standorten fanden Infoaktionen statt. Vielen Dank an alle Fachschaften für die wunderbare Organisation des Aktionstages! An diesen Orten fanden Demonstrationen statt: Berlin, München, Hamburg, Heidelberg, Mainz, Halle, Würzburg, Greifswald, Tübingen, Freiburg, Essen, Gießen und Rostock. Informationsstände gab es in: Bochum, Bonn, Brandenburg, Berlin, Dresden, Erlangen-Nürnberg, Essen, Freiburg, Greifswald, Hamburg, Magdeburg, Münster, Regensburg, Rostock, Ulm, Witten.
Warum jetzt?
Das Medizinstudium wird durch die Ärztliche Approbationsordnung geregelt. Diese wird aktuell reformiert. Die oben genannten Kernprobleme im Praktischen Jahr werden jedoch aktuell in der Reform noch nicht berücksichtigt. Da der Reformprozess bereits im Herbst abgeschlossen werden soll, ist jetzt unsere letzte Chance unseren Forderungen Gehör zu verschaffen. Sie dazu folgendes Erklärvideo der Fachschaft Berlin, warum es jetzt wichtig ist auf die Straße zu gehen und unser Video, in dem wir auf die Probleme im Praktischen Jahr eingehen:
Für Euch:

Um für den Aktionstag auf dem Laufenden zu bleiben, folge uns auf Instagram:

Wer wir sind:
Aktuell gehören Medizinstudierende aus den Standorten Berlin, Göttingen, Heidelberg, Aachen, der LMU München und vielen anderen Standorten zu unserem Projekt. Projektleitung sind Alexander Schmidt, Medizinstudent von der LMU in München, sowie Julia Wieser von der Charité Berlin. Koordinator*innen des Aktionstages sind außerdem Annabelle aus Heidelberg, sowie Aline aus Göttingen.
Wie kann man uns erreichen?
Erreichbar sind wir über Instagram (@fairespj) und unter der E-Mailadresse: pj@bvmd.de
Wir freuen uns auf eure Anfragen!
Wer?
Alle Studierenden, Gedunsheitsfachkräfte und alle Menschen, die an einem gut funktionierenden Gesundheitssystem interressiert sind rufen wir auf, die Petition zu unterschreiben und zu teilen. Vielen Dank, dass dank euch der Aktionstag so groß geworden ist!
Was passiert danach?
Die bvmd hat bereits 2019 eine Petition für bessere Bedingungen im Praktischen Jahr veröffentlicht. Damals ging es um die:
- Einführung einer Mindestaufwandsentschädigung in Höhe des BAföG-Höchstsatzes
- Gewährung von Krankheitstagen in gesplitteten Tertialen
- Einführung von mindestens vier Stunden Lehrveranstaltungen und mindestens acht Stunden Selbststudium pro Woche
- Sicherstellung eines persönlichen Zugangs zum Patientenverwaltungssystem
- Bereitstellung eigener Arbeitskleidung und einer eigenen Aufbewahrungsmöglichkeit für Kleidung und persönliche Gegenstände
Nach Abschluss der Petition wurde diese dem Bundesministerium für Gesundheit (BMG) übergeben, das für die Regelung des Medizinstudiums durch die sogenannte Approbationsordnung zuständig ist. Die Approbationsordnung ist eine Rechtsverordnung, die die Rahmenbedingungen des Medizinstudiums regelt. Das BMG ist somit auch für die Rahmenbedingungen im Praktischen Jahr unmittelbar verantwortlich. Unter anderem auf Basis des entstandenen Dialogs und dank der breiten Unterstützung mit über 100 000 Unterschriften konnten, abgesehen von der ersten Forderung, alle Forderungen in die Entwürfe zur Reform der Approbationsordnung aufgenommen werden [Aktuellster öffentlich zugänglicher Entwurf zu Reform der Approbationsordnung]. Auch mithilfe einer weiteren Petition der bvmd im Jahr 2020, in der es um faire Bedingungen in Staatsexamina und dem Praktischen Jahr ging, konnte für das Praktische Jahr unter anderem eine Ausnahmeregelung für COVID-19 bedingte Fehlzeiten erreicht werden.
Mit eurer Unterstützung wollen wir nun, aufbauend auf den Teilerfolg der Petition aus 2019, die drängendsten der verbliebenen Probleme im Praktischen Jahr lösen. Es ist geplant, die Petition, wie bereits am 19.07.2019 mit der ersten Petition für ein faires Praktisches Jahr geschehen, den für die Approbationsordnung verantwortlichen Personen im Bundesministerium für Gesundheit zu übergeben. Außerdem werden wir mit Politiker*innen in den Austausch treten und für die Probleme im Praktischen Jahr sensibilisieren und längst überfällige Grundrechte im Praktischen Jahr einzuführen. Vielen Dank für eure Unterstützung dabei, das Praktische Jahr ein großes Stück besser zu machen!
Geh auch du in den Dialog mit Freunden, Familie und lokalen Politiker*innen und leiste so einen entscheidenden Beitrag im Kampf für ein faires Praktisches Jahr.
Unterstützt von:
Übergabe der Petition für ein faires Praktisches Jahr im Juli 2019:

Foto von der Übergabe der Petition am 19.07.2019. Von links nach rechts: Joachim Pankert, Theresa Wilhelm, Peter Jan Chabiera, Ralf Suhr, Referat 314 (Ausbildung und Berufszugang zu den Heilberufen I), Markus Algermissen, Leiter der Unterabteilung 31 (Medizin- und Berufsrecht), Susanne Wald, Leiterin der Abteilung 3 (Gesundheitsschutz, Medizin und Berufsrecht), Carolin Siech, Louise Hegge, Martin Jonathan Gavrysh.