AG Gesundheitspolitik

„Medizin ist eine soziale Wissenschaft; und Politik ist nichts anderes als Medizin im Großen“

Rudolf Virchow, 1821-1902

 

Das oben genannte Zitat wird dem Zellularpathologen und Politiker Rudolf Virchow zugeschrieben. Es stellt prägnant das Verhältnis zwischen Politik und Medizin dar: Medizin hat immer einen sozialen Kontext und Medizin ist eine sozialpolitische Aufgabe.

Die AG Gesundheitspolitik der bvmd hat die Aufgabe, die Medizinstudierenden über aktuelle Herausforderungen und Veränderungen der deutschen Gesundheitspolitik zu informieren und zum Mitmischen zu bewegen. Zu den wichtigsten Themen werden Positionspapiere erarbeitet und auf den Medizinstudierendenversammlungen (MVen) der bvmd durch das Plenum beschlossen. Auf Grundlage der Positionspapiere vertritt die Bundeskoordination die Belange der Medizinstudierenden gegenüber Akteuren der Gesundheitspolitik.

Wer wir sind – und was wir dieses Amtsjahr vorhaben

Wir freuen uns, dass wir euch im Amtsjahr 2025/26 im Bereich der Gesundheitspolitik vertreten dürfen. Wir – Tim, Timea und Aljoscha – haben uns als Bundeskoordination für Gesundheitspolitik, auch NOHPs (National Officers on Health Policy) genannt, einiges vorgenommen, was wir in unserem Amtsjahr erreichen wollen. Insbesondere wollen wir uns um Folgendes kümmern:

  • Aufbau einer deutschlandweit aktiven AG Gesundheitspolitik
  • Öffentlichkeitswirksame Formate: monatliche „GePo-Talks“ und Aufklärung über aktuelle gesundheitspolitische Themen
  • Moderne Primärversorgung
  • Digitalisierung im Gesundheitswesen
  • Organspende
  • Vertretung eurer Interessen bei neuen Gesetzesentwürfen und auf nationalen Kongressen

Eure Bundeskoordination Gesundheitspolitik:

Aljoscha Lorentz

Wenn ihr Fragen habt oder einfach mit uns in Kontakt treten wollt, erreicht ihr uns über die Kontaktbuttons unten oder unter nohp@bvmd.de.

Das „Hochschulpolitische und Gesundheitspolitische Wochenende“ 2024 fokussierte sich auf das Zusammenwirken der hochschulpolitischen Arbeit im lokalen Sinne und den größeren bundespolitischen Zusammenhängen. Etliche spannende Workshops, Vorträge und Diskussionen in einem drei-tägigen Programm vom 08. bis zum 10. November 2024 ermöglichen den Teilnehmenden wichtige Impulse für die eigene hochschulpolitische Arbeit mitzunehmen.

Die Teilnehmenden konnten sich am Freitag in entspannter Atmosphäre bei einem ersten gemeinsamen Abendessen kennenlernen. Hierbei wurden u.a. erste eigene Erfahrungen zur hochschulpolitischen Arbeit und Herausforderungen eingebracht. Weitere inhaltliche Impulse lieferte ein spannender Speaker aus dem Bundesministerium für Gesundheit (Malte Schmieding), mit dem die Teilnehmenden in eine intensive Diskussion zu legislativen Rahmenbedingungen der Künstlichen Intelligenz im Gesundheitssystem einstiegen. Im Anschluss daran konnten sich unsere Teilnehmenden in Kleingruppen austauschen und so das Format der Kamingespräche erleben. In den Gruppen wurde anhand von Leitfragen der Gruppe ermöglicht, ein Gefühl für den jeweiligen Kenntnisstand der anderen Teilnehmenden zu bekommen: Welche aktuellen gesundheitspolitischen Anliegen sind den Teilnehmenden besonders im Kopf geblieben? Haben die Teilnehmenden bereits in eigenen (gesundheits-)politischen Initiativen mitgewirkt? Wie kann man die soeben gehörten Impulse aus dem Bundesministerium für Gesundheit in die eigene hochschulpolitische Arbeit integrieren? Abschließend sollten die Gruppen erörtern, wieso nur ein verhältnismäßig kleiner Teil der Studierenden sich politisch engagiert, was sich z.B. auch in geringen Wahlbeteiligungen bei Studierendengremien widerspiegelt. Welche Hürden können lokalisiert werden, wie lassen sich diese abbauen und wie kann dieses Wochenende helfen, sich hier gemeinsam weiterzuentwickeln. Zentrale Ergebnisse sind im zweiten Slide kurz zusammengefasst.
Samstag 

Der Samstag startete mit einem gemeinsamen Frühstück, das den Studierenden nicht nur Raum zum Ankommen, sondern auch die Gelegenheit bot, sich untereinander zu vernetzen. Der informelle Austausch legte den Grundstein für den intensiven inhaltlichen Tag mit Fokus auf gesundheits- und hochschulpolitische Fragestellungen.

Im Workshop „Gesundheitspolitik 1×1“ mit Robert Schneider und Maren Koczott wurden zentrale Strukturen, Akteure und Prozesse des deutschen Gesundheitssystems vermittelt. Besonders im Fokus stand die Frage, wie politische Entscheidungen im Gesundheitswesen entstehen – und wie junge Menschen diese mitgestalten können. Durch interaktive Elemente wurde die Relevanz gesundheitspolitischer Grundlagen für angehende Fachkräfte greifbar und direkt anwendbar.

Anschließend bot der Vortrag „Think outside the clinical box“ neue Perspektiven auf die Rolle von Gesundheitsberufen über die klassische Patientenversorgung hinaus. Diskutiert wurden politische Gestaltungsräume, gesellschaftliche Verantwortung und interdisziplinäre Ansätze – ein Denkanstoß für Studierende, die ihr Engagement auch systemisch denken möchten.

Der Tag setzte sich mit einem Vortrag zu Einblicken aus der Beratung und Effektivem Altruismus fort, der weitere Anwendungsfelder von gesundheitsbezogener Wirkung und Entscheidungsfindung aufzeigte.

Abgerundet wurde das Tagesprogramm durch den Workshop „Hochschulpolitisches Engagement und Policymaking“mit Jason Adelhöfer und Martyn Gayrish. Hier standen konkrete Wege im Mittelpunkt, wie Studierende durch Gremienarbeit, Initiativen und strategisches Auftreten hochschulpolitisch Einfluss nehmen können – insbesondere an der Schnittstelle zu gesundheitspolitischen Themenfeldern wie Lehre, Versorgung und Chancengerechtigkeit.

Der Samstag verband praxisnahe Wissensvermittlung mit aktivierendem Austausch – und zeigte eindrucksvoll, wie gesundheitspolitisches Denken und hochschulpolitisches Handeln ineinandergreifen können. Ein gemeinsamer Ausklang des Abends mit einem Vortrag zum Abendessen und anschließender Barrunde komplettierte einen gelungenen politischen Samstag!

Sonntag

Der Sonntag knüpfte nahtlos an die inhaltliche Tiefe und die offene Atmosphäre des Vortags an und unterstrich einmal mehr, wie wertvoll das gesundheitspolitische Wochenende für engagierte Studierende war – inhaltlich, persönlich und gemeinschaftlich.

Der Tag begann erneut mit einem gemeinsamen Frühstück, das Raum für informellen Austausch bot und die gewachsene Verbundenheit unter den Teilnehmenden spürbar machte. Die Gespräche reichten von konkreten Projektideen bis zu hochschulpolitischem Engagement vor Ort – ein deutliches Zeichen für die nachhaltige Wirkung des Wochenendes.

Der darauffolgende Workshop „Advocacy und Networking in der Gesundheitspolitik“ mit Bernd Fiedler gab tiefgehende Einblicke in politische Einflussnahme, strategische Öffentlichkeitsarbeit und die Bedeutung gezielter Vernetzung in gesundheitspolitischen Prozessen. Besonders eindrucksvoll war die Verbindung aus praktischen Beispielen und Raum für Austausch, die den Teilnehmenden zeigte, wie sie selbst aktiv politische Prozesse mitgestalten können.

Im Anschluss vermittelten Tobias Henke und Pascal Lemmer von der bvmd in ihrem Workshop „Rhetorik und Free Speech“ wirkungsvolle Techniken für sicheres Auftreten, freies Sprechen und Überzeugungskraft – zentrale Fähigkeiten für gesundheitspolitisches und hochschulpolitisches Engagement. Die Mischung aus praktischen Übungen, direktem Feedback und Humor machte den Workshop zu einem echten Highlight des Tages.

Beim gemeinsamen Mittagessen wurde der Austausch fortgesetzt – nicht selten entstanden hier die konkreten Ideen für zukünftige Zusammenarbeit über Fakultätsgrenzen hinweg. Es war deutlich zu spüren, dass unter den Studierenden eine engagierte, motivierende Gemeinschaft gewachsen war.

Am Nachmittag bot der Vortrag von Nick Schneider aus dem Bundesministerium für Gesundheit (BMG) spannende Einblicke in die Arbeit an gesundheitspolitischen Strategien auf Bundesebene. Die Teilnehmenden konnten direkt Fragen stellen und diskutieren, wie politische Rahmenbedingungen entstehen – und wo Beteiligung möglich ist.

Den Abschluss bildete ein gemeinsamer Diskussions- und Reflexionsblock mit allen Teilnehmenden, in dem noch einmal sichtbar wurde, wie viel Vernetzung, Motivation und politische Klarheit dieses Wochenende geschaffen hat. Viele äußerten den Wunsch, die entstandenen Impulse in die eigene Hochschulgruppe, Initiative oder berufliche Zukunft mitzunehmen.

Abschließende Worte

Das Wochenende hat gezeigt, wie wirksam junge Menschen im gesundheitspolitischen und hochschulpolitischen Raum sein können, wenn sie gemeinsam denken, lernen und sich vernetzen.Die entstandene Gemeinschaft, die hohe Motivation der Teilnehmenden und die fundierten, praxisnahen Inhalte machen diese Veranstaltung zu einem nachhaltigen Beitrag zur politischen Bildung im Gesundheitswesen.
Welche gesundheitspolitischen Initiativen aus dieser Legislaturperiode sind dir besonders im Kopf geblieben? Wieso? Haben sie Einfluss auf dein Studium oder könnten sie es haben?

Häufig genannt wurden von den Gruppen Aspekte der Krankenhausreform, der Cannabislegalisierung, aber auch des Gesundheitsdatennutzungsgesetz. Den Bezug zum Studium stellen viele Gruppen in Form der Approbationsordnung her, auch wenn diese nicht in der letzten Legislatur bearbeitet wurde. Interessant ist auch, dass die Corona-Gesetzgebung die Gruppen beschäftigt hat, insbesondere wegen großer gesellschaftlicher Einschnitte. Die zunehmende Digitalisierung und die Einführung der ePA wird zuversichtlich gesehen, die Gruppen erhoffen sich gesteigerte Effizienzen in der Versorgung.
Was wäre eine gesundheitspolitische Initiative, die du gerne ergreifen würdest bzw. ein gesundheitspolitisches Problem, welches dich beschäftigt? Welche Lösung siehst du? Kannst du hierfür hochschulpolitisch aktiv werden?

Auch hier bieten die Gruppen ein breites thematisches Portfolio an: Mehrfach genannt wird die Bedeutung und Relevanz interprofessioneller Ausbildung und Zusammenarbeit im Gesundheitswesen. Diverse Problemfelder im Gesundheitssystem werden identifiziert: Kostenexplosionen im Gesundheitssystem, fehlende Qualität und Evaluation in der medizinischen Ausbildung, Fachkräftemangel, die Strafbarkeit von Schwangerschaftsabbrüchen und Versorgungsdefizite für psychisch erkrankte Patient*innen. Lösungsmodelle und potenzielle politische Kampagnen wurden vielseitig in den Gruppen erörtert und diskutiert.

Wie kannst du dich in hochschulpolitische Prozesse sinnvoll einbringen? Auch unter Berücksichtigung des gehörten Impulses zur Arbeit im Bundesministerium für Gesundheit eines ehemals hochschulpolitisch Aktiven?
Das Verstehen von Strukturen und Mechanismen im Gesundheitssystem wird hier als zentraler Mechanismus aufgeführt. Studierende würden inhaltlich nicht gut genug an Problemstellungen und konkurrierende Lösungsmodelle herangeführt. Da einzelne Personen dies kaum leisten können, wird die Bedeutung von Verbänden und Interessensvertretungen hervorgehoben. Hier bieten sich Strukturen wie z.B. der bphd oder die bvmd an. Explizit werden auch andere hochschulpolitische Gremien, Projekte und Initiativen beleuchtet, welchem Mehrwert diese bieten und wie sie zum Empowerment beitragen können.

Woran liegt es, dass sich verhältnismäßig wenige Studierende hochschulpolitisch und dadurch eventuell auch generell politisch engagieren? Wie können Hürden gesenkt werden?
Die Gruppen haben erarbeitet, dass sich viele Studierende aufgrund von Zeitmangel, finanziellem Druck und dem hohen Aufwand des Studiums nicht hochschulpolitisch engagieren. Hinzu kommen fehlendes Wissen über politische Strukturen und Beteiligungsmöglichkeiten sowie ein Gefühl der Machtlosigkeit. Auch ineffiziente, bürokratische Strukturen und mangelnde Sichtbarkeit von Gremien und Arbeitsgruppen wirken abschreckend. Die Gruppen betonten außerdem, dass es an Vorbildern, Transparenz und Öffentlichkeitsarbeit fehlt. Vorschläge zur Hürdenreduktion waren u. a. niedrigschwellige Veranstaltungen, mehr Sichtbarkeit und bessere Information über Mitgestaltungsmöglichkeiten.

Wie denkst du kann dieses Wochenende helfen, dich, deine Fachschaft oder andere hochschulpolitische Gremien zu empowern, eure hochschulpolitische und dadurch eventuell auch gesundheitspolitische Arbeit zu erweitern? Was erwartest du?
Die Gruppen haben deutlich gemacht, dass das Wochenende vor allem als Chance gesehen wird, um durch neue Impulse, Wissen und Vernetzung das eigene hochschul- und gesundheitspolitische Engagement zu stärken. Viele erwarten, durch den Austausch mit Engagierten anderer Hochschulen Best-Practice-Beispiele kennenzulernen, konkrete Handlungsoptionen zu erhalten und ein besseres Verständnis für politische Strukturen und Abläufe zu entwickeln. Insbesondere die Möglichkeit, sich mit der Arbeit der bvmd und anderer bundesweiter Akteur*innen vertraut zu machen, wird als empowernd erlebt. Die Teilnehmenden erhoffen sich, Mut und Motivation zu gewinnen, um Projekte an der eigenen Hochschule anzustoßen, Wissen weiterzugeben und andere Kommiliton*innen zum Mitmachen zu inspirieren. Vernetzung, Inspiration und die Aussicht auf langfristige Zusammenarbeit stehen dabei im Mittelpunkt.